Dienstag, 31. Mai 2011

Wir wurden Shanghai-ed!

Unser letztes Wochende verbrachte das CSC Team aufgeteilt in 2 Gruppe - eine Gruppe fuhr ins historische Xian und die andere Gruppe -Duli, Dan, Carlos, Mukul und ich - machten uns auf den Weg nach Shanghai!

Mit einem lauten "Zurück in die Zukunft!" machten wir uns auf den Hort unserer Gastlichkeit, Motel 168, in Richtung Flughafen Shijiazhuang zu verlassen. Wie immer mit leichter Verspätung, aber immerhin rechtzeitig.
In dem für uns kaum noch beängstigenden Fahrstil ging es ab und unser 2-Taxi Korso setzte uns vor dem Checkin ab. Nachdem wir einen vorderen Platz in der Warteschlange erwischten und die Dame mit fliessendem Englisch verkündete uns alle zusammen in einer Reihe zu platzieren waren wir freudig überrascht. Die Freude verschwand ziemlich zügig bei mir, nachdem der Satz " There is a problem with your Passport" fiel.

Ich musste also raus aus der Schlange und ran an den Service-Counter, wo der freundliche Mann ohne Englischkenntisse mir umständlich vermittelte, daß ich jetzt 20 Yuan zahlen müsste und er dafür eine falsche Zahl in der meinem Flugticket zugeordneten Passnummer korrigieren würde. Meine entsetzte Nachfrage, ob mich dann erneut an der, mittlerweile auf ca 20m angewachsenen, Warteschlange neu anstellen müsste, verneinte er zu meiner Erleichterung.

Nachdem wir durch die Sicherheitskontrolle gekommen waren - neu war, daß in China auch Männer von einer Sicherheitsbeamtin abgetastet werden (?) - kamen wir zur Entscheidung, daß wir uns für die zu zahlenden 20Yuan einen kleinen Spass erlauben sollte. Mukul rief Lucy (unsere gute abv Seele) an und erklärtre ihr bierernst, daß man mich aufgrund eines Problems mit dem Pass abgeführt habe, den Pass und Mobiltelefone abgenommen hätte und man jetzt also am Flughafen feststecke. Man konnte die Aufregung am Ende der Leitung förmlich spüren und wir bissen uns alle mordmässig auf die Zunge, um nicht laut rauszuprusten. "Da kommt jetzt grade ein Sicherheitsbeamter, der mit der dir sprechen will, Lucy!" und Mukul reichte das Mobile an Dan, der ein kurzes "Wei!" in die Muschel hustete. Und dann brach ein Sturm in Mandarin los und wir konnten uns nicht mehr halten vor lachen... Lucy erkannte das dann auch - wir hätten uns eine Webcam gewünscht, um Ihr Gesicht zu sehen.

Unglücklicherweise war der Spass für uns in Bezug auf den Flug dann zu Ende - und der Rest der Welt hatte mehr Spass als wir.

Brauchen die in Frankfurt am Flughafen auch so viele Helfer
für einen einzigen Flieger?

Eigentlich ganz vertrauenserweckend, der Flieger!

Der Sitzabstand in der einzigen Passagierklasse war für Menschen über 1,70m Körpergrösse irgendwie unpassend. Gott sei Dank dauert der Flug nur 90 min... also Augen zu und durch!

Wenn Sie Ihre Beine richtig falten, dann passen Sie auch in den Sitz!
Wie Sie allerdings wieder herauskommen, ist ihr Bier!


Leider war der Wunsch nach Augen zu ein sehr flüchtiger, denn kaum war der Flieger in der Luft brach ein Dauerschwall in chinesischer Sprache und voller Lautstärke durch die PA-Anlage! Wir haben bis heute nicht die leiseste Ahnung was da durch den Klipper schallte, aber wir tippen darauf, daß man dort die Tageszeitung vorgelesen hat. In einer wenige Minuten dauerten Ruhephase - anscheinend waren die Lautsprecher überlastet, hastete die Flugbegleitung durch den Gang und verkaufte Getränke und dubiose Speisen.
Als uns fast die Augen zufielen und wir den Rest des Fluges verschlafen wollten, TADAHHH! Shopping-TV Live im Flieger! Ein weiterer Schwall chinesicher Warenanpreisung donnerte durch das Fluggerät und machte jeden Versuch Ruhe zu finden unmöglich. Wir rätseln heute noch gemeinsam, ob die Moderatorin der fliegenden Kaffeefahrt irgendwann mal Luft geholt hat oder ob sie tatsächlich 20min ohne Pause und Luftholen durchreden konnte.
Die chinesische Meisterin im Schnell-Ausdauer-Warenanpreisungs-Reden!

Die Lobpreisung von Nasen-Ohr-Haartrimmern, Herren-Elektro-Rasierer, Föhn und 2 weiteren für den unbedarften Flugpassagier unerkennbaren elektrischen Geräten fand erst mit der Ankündigung des Landeanflugs ihr Ende.

Das Image der Billigfluglinie "Spring Airlines", die uns nach Shangha bringen sollte, einer Ewig-jeder-Flug-mit-Verspätung-Airline können wir nicht bestätigen - unsere Flüge waren pünktlich wie man nur sein kann.
Allerdings aufgrund der Rahmenbedingungen würde ich niemanden ernsthaft zu dieser Linie raten, wenn man einen entspannten, ruhigen, für ausgewachsene Menschen geeigneten Flug erwartet. Für uns war es zu spät....

Und ja... der Rückflug war genauso, nur falls einer fragen will....


Fortsetzung folgt!

Intermezzo 2 oder die singende Putzfrau!

Letzte Woche vor Mukul's Geburtstag hatten wir uns entschlossen nochmals in ein SB Warenhaus französischen Ursprungs zu gehen. (Ca**ef**re – die Insider wissen was gemeint ist).

Dan und ich enterten ein Taxi und machten zusammen mit Thiago, Mukul und Duli auf den Weg dorthin. Der Laden ist 2-stöckig und nach dem wir uns durch das Non-Food Sortiment im 1. Stock gekämpft hatten, begaben wir uns per Rollstiege nach unten.

Nach wenigen Sekunden folgte uns eine Reinigungsfachkraft des Etablissments auf Schritt und Tritt. Dan und ich blieben stehen, schauten uns an und die Dame postierte sich zwischen uns. Während wir noch grübelten, fing die Gutste an lauthals ein Lied zu schmettern. BING! Sämtliche Aufmerksamkeit aller Einkaufenden und Beschäftigten war spontan auf uns fokussiert.

Nachdem Madam abgeträllert hatte gingen wir weiter. Der Besen samt Besitzerin folgte uns auf Schritt und Tritt. Blieben wir stehen wischte der Mob um uns im Kreis herum oder den Gang auf und ab. Wir trennten uns in der Hoffnung dem Gewische um uns herum entgehen zu können. Dan war der Glücklichere. Nach einigen Sekunden hat mich der lebende Vileda wieder eingeholt und nahm seine Putzumlaufbahn, um mich herum, wieder ein.

Aus dem Weg, der Wischmob des Todes und des Gesangs kommt!


Wir wurden – den Wischbesen irgendwo abgestellt – von der singenden Reinemachefrau dann noch durch die Kassenzone begleitet und dann bis auf den Parkplatz hinausbegleitet.

Ich weiss bis jetzt nicht, ob das unheimlich oder lustig war. Jedenfalls war es extrem ungewöhnlich und eine ganz neue Form von Kundenbetreuung im Supermarkt.


Mittwoch, 25. Mai 2011

3000 Stufen gefällig?

Und es war Sommer.... ja, Shijiazhuang kennt nur 2 Jahreszeiten: Winter und Sommer. Und jetzt ist grade Sommer! Also ist es schön warm. Was macht man an warmen Tagen? Gewaltmärsche oder Gebirgsexkursionen. Genau! Letzteres war uns bestimmt und unter dem Deckmantel der "local experience" and der "chinese culture, you must come and see" untergeschoben worden.

Da die Aktion am Tag nach Susannes Geburtstag war, hat Lucy als Reiseleiter den Treffpunkt in der Hotellobby von 08:00 Uhr morgens auf 11:00 Uhr nicht ganz so früh morgens korrigiert. Mann, das war vielleicht klasse und doppelt schön, weil die Shaolin Kloster Erforscher Carlos, Duli und Dan (mit Emily im Schlepptau) morgens schon um 07:55 Uhr ein Taxi entern mussten.

Wir verliessen dann pünktlich um 11:30 Uhr die Lobby - Mr. "Give me 2 minutes"-Mukul hatte wieder zugeschlagen. Mit freudiger Erregung sahen wir dann den Bus vor unserer Nase abdampfen und warteten in der prallen Sonne 25 min auf die nächste bereifte Transportkonserve.

Jetzt fragt wieder jeder: Muss der immer so gemein reden? Warum kann er nicht einfach mal Bus sagen?
Erklärung:
1.) Beim Buseinstieg geht es zu wie beim Justin Bieber Konzert in der Schleyerhalle und x-tausend durchgeknallte Kids versuchen gleichzeitig durch eine einzige 80cm breite Tür zu schieben, um ja in der ersten Reihe stehen zu können.
2.) Wer nicht in der ersten Reihe landet, hat keinen Sitzplatz für die nächste Stunde
3.) Der Bus ist voller als eine Sardinenbüchse (egal ob Sardinen in Wasser, in Öl, mit oder ohne Haut und Gräten!)

Mit ein wenig Resterfahrung und Kampfkunst aus deutschen Fussballstadienstehtribünen und dem MoshPit früher 80er Jahre Heavy Metal Konzerten konnte ich ein wenig helfen, daß wir alle in den Bus kamen und die meisten einen Sitzplatz ergattern konnten. Ja... meine Größe und das Lebendgewicht sind hier mal bei den schmächtigen Asiaten auch von "massivem" Vorteil gewesen.

Die Fahrt sollte 50min dauern und nach ca 15min hätte ich mir gewünscht keinen Sitzplatz ergattert zu haben. Leider war der Bus so voll, daß ich nicht aufstehen konnte, um meinen Sitzplatz einem asiatischen, würgreflexbefreiten, sardinenmässig eingequetschtem Lebendwesen zu überlassen.
Die Familie im und um den Sitz vor mir hatte da eine ganz besondere "local experience" für mich performed.
Vater saß auf dem Sitz vor, ein ca 1,5 Jahre altes Kleinkind auf dem Arm und hatte ein Plastiktütchen in der Hand. Zwischen Papa und den nächsten Sitz hatte sich eine etwas ältere Tochter gequetscht - ich würde mal ca. 7 Jahre alt schätzen - und daneben stand Mama.

Nachdem das Kleinkind die ersten 15 min mit Wehgeschrei verbrachte, hatte es auf reinen Lärm scheinbar  keine Lust mehr und erbrach sich mal auf Papas Arm. Papa wiederum wischte das ganze locker mit blanken Hand in seine Tüte und verschmierte den Rest auf seiner Jacke. (Beim Aussteigen von Papa sah ich dann auch, wo der Rest hin war... auf den Sitz und dann auf Papas Hosenboden! Lecker!) Danach grinste Mama kurz, deutete auf die Tüte (leicht durchsichtig rosa) und zeigte den Mitfahrenden, was sie so als Mageninhalt zu bieten hatte. Und weil Busfahren in China Familiensache ist - hat halt die ältere Tochter (bereitwillig?) ihren Mageninhalt in Papas Tüte gespendet. Wenn ich nicht das Gefühl gehabt hätte, die Tüte sei voll, dann hätte ich nachgelegt.

Nach knapp 40 min Fahrt und unterdrücktem Würgreiz erschloss sich mir schlagartig der Grund für die Busfülle: Diese Route fährt am Zoo von Shijiazhuang entlang! Eine Station und schwupps... waren Ausländer die größte ethnische Gruppe im Bus!

 Und pünktlich nach 50min kamen wir an: We're going to hike the mountain - Baoduzai!

Nach der nur von aussen durchgeführten Inspektion des Happy Place (wer nicht weiss das ist, liest bitte meinen vorherigen  Blogeintrag!) entschied ich mich für die Variante "Ich muss erst oben auf dem Berg pinkeln oder mach mir lieber meine Hose nass, als das Klo zu benutzen".

Während unsereiner auf den stillen Ort wollte, hatte unser Kollege Thiago aus Brasilien mal kurz seinen nächsten Fanclub auf dem Busparkplatz eröffnet.
Darf ich den mit nach Hause nehmen, Mama?

Die Mutter der jungen Dame wollte ihn gerne als Schwiegersohn: Thiago sei so hübsch und hätte so sanfte Haut! (Woher wusste sie das eigentlich? Also das mit der Haut, meine ich?) Unser Angebot Thiago für 5000 Yuan in eine chinesische Zwangsehe zu verkaufen - Lucy hatte das hoffentlich übersetzt - und so unseren Ausflug für den Rest der Gruppe zu refinanzieren, nahm sie leider nicht an. Ich kam ins Grübeln, warum wohl nicht.... 

Dann ging es einen leichten Anstieg rauf und der Berg sah auch nicht soooooooooooooooooo hoch aus, so daß wir Lucys Hinweis auf die Seilbahn mit einer lässig, elegant-überheblichen Handbewegung wegwischten.
Auch dieses Schild konnte uns nicht vom "Yes, we can" Spirit abbringen:
Dieses Schild sagt dem klugen Leser: Nimm die Seilbahn!
In 330m Höhe -> Seilbahnzwischenstation
In 580m Höhe -> ist oben=Gipfel
3068 Stufen -> One way voraus!

Und so sah es aus, als wir um die Ecke bogen....
Ätsch-Bätsch, Ihr Langansen!

Kommt mir jetzt doch steil und hoch vor....

Und so ging es weiter....
Ich muss mal! Ich will ein Eis! Mir ist Langweilig!
Sind wir bald da? Warum nur Stufen?
Vorne rechts: Der indische Stufenkönig Mukul S. und daneben
Shruthi W., ebenfalls Indien

Seilbahnhaltestelle auf Mitte des Weges

Steiler geht immer!


Nach ca 75 min kamen wir denn dann oben an und die Aussicht entschädigte für die Strapazen, oder besser sie würde, wenn es nicht diesig gewesen wäre.


Wie? Wegen dem Torbogen sind wir hier hoch?


Danach gab es eine ausgiebige Fotosession mit so ziemlich jedem Chinesen, der ebenfalls dort oben war. Fast unablässig wollten sich Menschen mit uns dort fotografieren lassen, als wenn wir die ersten Ausländer auf dem Berg jemals gewesen wären und eine echte Attraktion.

Thiago und sein oben auf dem Berg Fan-Club!
Sein Preis war auf 10.000 Yuan gestiegen und die Dame
rechts wollte ihn schon mit nach Hause nehmen.


Anschliessend besichtigten wir den "Scenic Park" hinter dem Torbogen. Dort sollte es einen hübschen Wasserfall geben - den haben wir nicht finden können, dafür aber überall diese Stelen mit chinesischen Schriftzeichen.
Nach einer ausgieben Wasserfallsuche - die vergeblich endete - gingen wir zu einem Mittagessen in einem fragwürdigen Etablissement über. Selbst unsere indischen Kollegen waren von diesem nicht wirklich überzeugt. Aber wir haben es alle gut vertragen und es gab keine verdauungsbedingten Ausfälle.

An dieser Stelle folgte eine kurze Diskussion, ob wir nicht wieder runter vom Berg sollten oder noch ein wenig "Wasserfallsuche" spielen wollen.

Am Ende überraschte uns der Park doch noch positiv: es gab einen unterirdischen Buddhatempel und eine tolle "Drachenwand", die das ganze Team begeistern konnten.


Es gab noch ein beschaulichen und ziemlich ungepflegten Lotusblüten-Tümpel, dessen Anblick ich Euch hier ersparen möchte. Als Ersatz das erbaulichere Foto der uns begleitenden Damenriege von China Team 13
von rechts nach links:
And...ääääh, Susanne, Susanna, Shruthi, Lucy und Andrea!

 Zu weiteren Erbauung und zu meinem Erstaunen, was es im alten China noch so gegeben hatte, sahen wir einen "elektrischen Bullen".
Wie hat man den in der Ming Dynastie mit Strom versorgt?


Neben diesen Impressionen immer wieder gerne genommen - chinesische Schilderwaldrätsel:
Ok, wir achten mit Gnade auf die schöne Blume!

Aber wo zum Teufel ist diese Blume?
Mehr Funny Signs gefällig? Ok....
Sind Touristen immer "Wilde"?



Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!


Kein Schild! Es ist Andrea!
a là Monthy Python: "I like chinese!"

Runter vom Berg ging es dann doch per Seilbahn, da es sonst ziemlich spät geworden wäre und wir keinen Sardinien-Büchsen-Bus für die Heimfahrt bekommen hätten. Genauso voll wie auf dem Hinweg, aber ohne Spucktüte diesmal.

Alles in allem ein gelungener Ausflug und wieder mal bleibt mir nur zu sagen "Thank you, Lucy!"

Und wie könnte man einen solchen Tag schöner beschliessen als mit einem Waschbecken voller Wäsche?
Die Reinigung hält nichts von Socken und Unterwäsche -
wir haben daher ein Motel mit gelegentlichem Zeltlager-Feeling.

Dienstag, 24. Mai 2011

...Gedanken zwischendurch...

Ich bin immer wieder verwundert über die Fähigkeiten der asiatischen Bevölkerung Sinneseindrücke auszublenden bzw. abzuschalten. Es ist und bleibt mir ein absolutes Rätsel, wie das funktionieren kann.

  1. Lärmresistenz – Egal wo man läuft geht oder steht, es dröhnt. Und alle Aisaten haben anscheinend hierbei eine Verbindung zur IT. Sie denken digital in 2 Zuständen: Ausgeschaltet oder Angeschaltet bei voller Lautstärke! (Gleiches gilt wohl auch für Klimaanlagen – wenn die AC angeschaltet wird muss der Regler auch auf +3° Celsius stehen) Und niemand stört es bei dem Lärm sich zu unterhalten. Zu meinem Erstaunen scheinen sich die Leute auch wirklich zu verstehen. Lernt man in China in der Grundschule schon Lippenlesen? Keine Ahnung. Immerhin schaffe ich es mit der ewigen Huperei klarzukommen – das nehme ich mittlerweile nicht mehr wirklich wahr.

  2. Geruchsingonranz – Oh Mann! Es ist echt nicht mehr feierlich welche Gerüche einem hier in die Nase geblasen werden. Da ist der ständige Zigarettenqualm noch das kleinste Übel – besonders wenn man nach der morgendlichen Joggingrunde vom Stadtsmog in den Hotelaufzug wechselt, der dann eine Luft hat wie vor ein paar Jahren noch in jedem guten deutschen Club morgens um 04:30 Uhr. Aber was da aus dem Loch in der „Fressgasse“ kam – siehe vorherige Blogeinträge – unglaublich! Da kriegt man selbst mit Kurzhaarfrisur einen Minipli! Übertroffen wir das nur noch von den „Public toilets“ - manchmal auch „Happy Place“ genannt. Woher das mit dem Happy kommt kann ich mir denken, jeder Mensch, der da heile wieder raus kommt, ist unglaublich „happy“. Man verspürt den Drang nach Desinfektion der Schuhsohlen und Hände – trotz das man nichts angefasst hat. Ich vermute auch, daß man dort die Räumlichkeiten dunkel hält, weil man gelegentlich die Bakterien oder ähnliches als Film über allem mit blossem Auge sehen könnte. Und immer wieder hier oder da weht es einem in die Nase, daß es selbst den harten Zeitgenossen ordentlich würgen lässt.

Ansonsten einfach mal nur ein paar Bilder vom Strassenmarkt mit Tieren, um die Ecke vom Hotel, wo wir uns mit frischem Obst versorgen:







Interessant ist weiterhin auch die exotische Auswahl an Speisen. Beim Dinner letzten Donnerstag konnte ich einige meiner Team-Kollegen zu „Schweineohr“ überreden – diesmal die echten Öhrchen vom Borstenvieh. Kalt, wie Aufschnitt serviert.

Echtes Schweineohr als kalter Aufschnitt! Yummy?!?



Was sich als ziemliche Enttäuschung entpuppte: Schmeckt irgendwie nach gar nichts, ausser der Würzmarinade obenauf. Der Spass beim Essen war auch eher zweispältig: knorpelig und fleischig in einem. Die anderen Köstlichkeiten wie Dumplings vom Esel waren dann wohl noch zu exotisch. Immerhin hat Lucy uns angeboten, Denis und mich in den nächsten Tagen in ein Restaurant zu bringen, indem etwas „aussergewöhnliche“ Spezialitäten serviert werden. Ich bin mir ziemlich sicher, daß Denis und ich dort allein mit Lucy landen werden. Aber ich sage mir: Wenn man mal hier ist, der Auftrag lautet: „Get the local experience of a different culture and food as well as get out of your comfort zone!“ dann machen wir das. Und wenn man das mal möchte, wo dann besser als in China?

Oh ja... und bevor einer meint, wir hätten hier einen  lockeren Ferientrip, nein, hier wird kräftig gearbeitet!
Carlos (Brasilien), Dan (USA) und Susanna (Kanada)

Montag, 23. Mai 2011

Ein Samstag an der Universität.... und ein österreichischer Geburtstag in China

Letzten Samstag hatten Dan und ich unseren nächsten Präsentationstermin an der Universität. Mit genau so aufregenden und atemraubenden Themen wie beim letzten Mal.
Mal schauen, ob wir wieder den Level „Boredom of death“ erreichen können.

Ich denke wir konnten....

Vor einer deutlich kleineren Zahl an Zuhörern... aber Stop! Da fehlt noch etwas...
Wir wurden um 13:30 Uhr von Jack, dem Studenten der uns betreut, am Hotel abgeholt. Zur grossen Überraschung seiner Passagiere war der Fahrer (der gleiche wie bei unserem ersten Termin) in der Lage zu einem in China allgemein üblichen Fahrstil zurückzufinden.

Schwuppdiwupp waren wir an der Universität. Frohlockten wir noch vor der Abfahrt, daß es heute nicht so heiß sei wie beim letzten Mal, wurden wir bitter enttäuscht. Wenn man in Jeans, Hemd und Sakko mit einem kombinierten Foto/Notebookrucksack in der prallen Sonne über einen Uni Campus für 20000 Studenten geht, wird es trotzdem warm und feucht unter der Achsel. 




Wir hatten Jack überredet uns vor dem Termin noch einen Einblick in sein Studentenwohnheim auf dem Campus zu geben. Wir erreichten irgendwann Gebäude 16, 3 Stock (kein Aufzug) und das Zimmer 323. Alles in einem Zustand, der in Deutschland wahrscheinlich zu Unruhen führen würde gegen die der Protest bzgl Studiengebühren ein kleines, laues Lüftchen sein dürfte.

Die Jungs wohnen also zu sechst in einem Raum, der kleiner ist als mein Motelzimmer im fabulösen „MOTEL 168 Super“. 3 Stockbetten mit einer Art Schreibtischaufsatz für das Notebook und ein paar Schliessfächer stellen fast das gesamte Mobiliar dar. Dann ein vollgestopftes Regal mit lokaler Literatur – von der ich nicht alles als Fachliteratur identifizieren würde, mir aber keinesfalls sicher sein kann. Den Einblick in das raumeigene „Waschzimmer“ war.... sagen wir mal, daß man diesen Teil wohl noch öfter vom Reinigungsplan ausklammert als den Rest aller anderen Räume. Mag sich jeder selber denken, was das bedeutet. Mit Rücksicht auf die Bewohner haben wir auf Fotos – ausser einem Gruppenfoto verzichtet. Die Frage nach einer Toilette wurde bejaht, aber mit dem Wunsch verknüpft, uns das ersparen zu dürfen.... „...es sei da nicht soooooooooooo sauber...“

Man bot uns noch ein Stück Melone als Erfrischung an, platzte uns auf einen Hocker (es gab je einen Hocker pro Besucher, keine Angst...) und wir genossen die Gastfreundschaft. Ausserdem erleichterte das gelegentliche Essen die Überbrückung der Gesprächspausen zwischendurch.

Danach verabschiedeten wir uns und machten uns unter Führung von Jack auf zum Hörsaal, den wir bei unserem ersten Besuch gesehen hatten. Dan – er ist noch ein wenig größer als ich – entpuppte sich als echter Frauenmagnet. Sorry, Dan! Das musste mal gesagt werden! Es war schon seltsam, wenn DER Freund EINER Studentin für sie übersetzen musste, nur um Dan zu sagen, daß er „hübsch“ sei..... Dan – der Womanizer!

Schliesslich kamen wir nach einem Umweg durch den Waschraum – indem Dan sich mal schnell das Gesicht wusch und anschliessend in Schreck erstarrte, mangels Handtüchern – im Hörsaal an. Diesmal waren ca. 50 Studenten der älteren Jahrgänge anwesend. Man hatte um den Samstag gebeten, damit diese Studenten, die allesamt bereits Joberfahrung haben bzw. neben ihrem Job studieren, auch eine Präsentation bekommen können.
Alle waren älter und der Anteil männlicher Zuhörer deutlich höher. Wir wurden wieder von wohlwollendem Applaus empfangen – nicht ganz so enthusiastisch wie beim ersten Mal, aber immerhin.

Wir konnten die Themen und uns anscheinend interessant genug darstellen – es ist niemand eingeschlafen. Die Fragen waren deutlich schwieriger zu beantworten als beim letzten Mal und sehr wohl überlegt, formuliert und themenbezogen. Man hatte uns also auch gut verstanden.






Nach den obligatorischen Gruppenfotos ging es zurück für uns in unser Hotel und wir gaben Jack einen Sixpack Bier mit auf den Weg zurück. Man hatte uns verraten, daß die Jungs in ihrer „Zelle“ gerne mal Mahjongg (ja, daß gibt es in echt und als Brettspiel! Nicht nur auf dem PC!) spielen und dabei ein Bier trinken. Auf diesem Wege konnten wir uns hoffentlich für die Gastfreunschaft bedanken und die Jungs hatten an dem Abend etwas Spass zusammen.

Für uns hiess danach – ab unter die Dusche, rein in die Ausgehuniform („leichter Bieranzug“) und auf ins Restaurant nebenan. Susanne hatte Geburtstag und das sollte angemessen gefeiert werden.

Man hatte -welche Überraschung – ein HotPot Restaurant gewählt.... Wenn man die Frage abends in die Runde stellt: Wo sollen wir essen?“ - mindestens die Hälfte der Truppe brüllt „Hot Pot!!!!!!!“. Ich kann die Faszination für diese Abart europäischer „Heisser Stein“ Lokalitäten nicht teilen. Wenn ich in ein Restuarant gehe, mag ich mein Essen fertig serviert bekommen und nicht als „Bausatz“. Wie dem auch sei, überraschend war die neue Art des Hotpot – Induktionshotpot! Unter 2 Lagen Tischdecke versteckt gab es ein Induktionsfeld und Bedienelemente. Leider konnte man das nicht sehen... Wenn man also den HotPot etwas verschob verwandelte er sich ziemlich zügig in einen ColdPot.

Jeder schubste seine Essensfitzel also in seine Brühe – die hoffentlich noch kochte – und versuchte danach die noch weiter geschrumpften Teilchen mit Stäbchen nach „Fang den Fisch“ Manier wieder rauszufieseln. Besonders das in hauchdünne Scheiben geschnittene Fleisch (Rind oder Lamm) hat die Tendenz sich ganz ganz ganz schnell in fast nichts aufzulösen und es einem unmöglich zu machen es in der milchigen Brühe wieder zu lokalisieren. Fischfitzel (es gab eine Art Wels – das konnte man an dem auf dem Teller liegenden Kopf, den keiner Essen wollte erkennen) dürfen nur 10 sec rein - also gar nicht erst vom Stäbchen lassen! (Merkt man, daß ich HotPot Essen nicht mag oder muss ich noch deutlicher schreiben?) Irgendwann ist man hoffentlich satt. Wie beim Fondue.

Zum Dessert gab es einen zuckersüssen und fluffigen Kuchen, den Andrea organisiert hatte und nach einigen Happy Birthdays dazu angeschnitten und komplett verspeist wurde.

Einen Geburtstag mehrere tausend Kilometer entfernt von daheim lässt man logischerweise nicht so enden und in einem Taxicorso ging es ab in die „Discotheque 88“. Eine Art „Perkins Park“ von Shijiazhuang – auf jeden Fall angesagt.
Es zeigte sich, daß wir nicht nur beim bestellen von Essen massive Zeit zur gruppendynamischen Entscheidungsfindung verwenden können, sonder auch beim Betreten eines Clubs. Nach einiger Zeit haben wir uns einen Raum – daß ist für Gruppen hier so anscheinend üblich - einigen können. Es ging in den 3. Stock (!!!!!) der Disco und wir landeten in einer plüschsofa-umrandeten Karaokehölle! Der gequälte Barkeeper überreichte uns irgendwann die von uns georderten und in der Raummiete enthaltenen Getränke – nein, keine weiteren Details dazu – ein paar Teller mit aufgeschnittener Wassermelone (ohne die gar nix geht in China– im Restaurant war das schon „vom Haus für den Geburtstag!“ ) und Knabberzeug. Andrea legte los und durchforstete die Musikauswahl, während wir den Fehler bemerkten Duli an ein Mikro zu lassen. AUTSCH! Nach ein paar Drinks beschlossen wir nach unten zu gehen und zu schauen, was denn so im Tanzbereich los ist. Mittlerweile ist es Gewohnheit als einzige Ausländer irgendwo aufzutauchen und das erleichterte die Anwesenheit für uns ungemein.

Über den Rest der Geschichte, weiteren Karaoke Abenteuern und des Abends werde ich nicht weiter eingehen. Visuelle Eindrücke davon gibt es im Blog von Mukul (diese Lektüre lege ich allen, der englischen Sprache fähigen Lesern, dringend ans Herz!)

Zum Schluss verrate ich nur noch, daß wir alle gegen 02:30 Uhr in der früh heile zurück ins Hotel gefunden haben. ;-)

Sonntag, 22. Mai 2011

Technoshopping.... Electric Gadgets make me excited....

Ja... wie jeden echten Technik Junkie juckt es mich in Fingern und Portmonaie, wenn ich in Asien bin. Oder wie Mr Moo Cool sagte: „I get excited with technology around me!“

Mukul hatte sich einen Media Player zugelegt und nach zwei Tagen wollte das halbe Team auch so ein Ding. Also haben wir uns zusammengetan und sind mit Emily in die Technik Mall gegangen, haben ihr vermittelt was wir wollen. Dann ging die erste Runde Feilschen los und war semierfolgreich. Trotz Abnahme von einem, aus unserer Sicht, relativ grossen Paket, war die Dame auf der anderen Tresenseite nicht zu irgendwelchen Verhandlungen bereit.

Die Händler geben hier oft keine oder nur lächerlich kleine Nachlässe, wenn man kein Chinese ist oder nicht mindestens perfekt „feilschverhandlungssicheres“ Mandarin spricht.
Ein kleiner Hinweis, daß Festplatte unserer Wünsche um die Ecke allerdings um 100 Yuan günstiger angeboten wurde, bewegte sie dann zu 110 Yuan Nachlass. Das war aber auch der einzige Erfolg, den wir wirklich verbuchen konnten.

Wir liessen Emily allein in der Mall, damit sie ohne Langnasen drumrum verhandeln konnte und widmeten uns den Genüssen des hiesigen Streetfood. Zwischen Presslufthammer und Kloakenduft speist es sich nicht immer gut, aber wir haben es irgendwie hinbekommen. 










 Diese junge Dame bot uns als Streefood dann noch ihr Eis an... oder war es ihr Kuscheltier....




Nebenbei haben ich dann ein Besispiel chinesischer Tierhaltung erleben dürfen, wo es jedem Bluthochdruck verpasst. Ein junges Kätzchen – grade mal so groß wie meine Handfläche wurde von einem Händler in einer Strassenunterführung angeboten. Die Mauzi sass in einem Käfig, der rundrum mal einen qcm größer war als das Tier selber. Von wg Spielen oder bewegen war gar nichts zu machen. Ähnlich ging es den Kuschelkaninchen und anderen angepriesenen „Heimtier“-Spielzeugen. Anders kann man das kaum nennen, die Tiere dürften einen ziemlichen Schaden haben, wenn sie je aus dem Käfig rauskommen. Ich bin ja wirklich kein Katzenfreund, aber das geht mir gegen den Strich. Lediglich ein paar Hundewelpen in 2 Pappkartons waren da besser dran.

Irgendwann später rief Emily an, mit der leider enttäuschenden Nachricht, daß sie keine besseren Preise ergattern konnte. Also rein in die Mall und nochmal rungefeilscht – vergeblich. Immerhin gabe es „free hotel delivery“ und ein Computermaus für Shruthi, die wir der Dame noch für 20 statt 100 Yuan abgeschwatzt haben.

Jetzt steht in jedem 2. Zimmer ein Media Player mit einer 500GB USB 3 HDD und macht Musik, zeigt Filme und ersetzt in jedem Fall die 42 chinesischen Känale, die allesamt und ohne Ausnahmen Stadtfernsehen Niveau von Möchtegern Koppolas zeigen. ARD und ZFD sehen dagegen aus wie die Evolution des TV für die nächsten 3000 Jahre. ES GIBT NICHTS SONST!!!! Und das ist für einen TV Junkie wie mich die Höchststrafe. 

 

Donnerstag, 19. Mai 2011

Eine Massage und die "once in a lifetime experience"

Sonntag, 15 Mai 2011

Beschlossener Ruhetag. Wir haben nichts weiter gemacht ausser uns eine Massage zu gönnen.
Direkt gegenüber vom Motel in einem Hinterhof.... Auch das eine völlig neue Erfahrung.

65 Min Fuss&Rücken.....

Schön war es, entspannend war es.... ich bin 2x dabei eingeschlafen.....

Hier sieht man Dan bei der "Behandlung" und für ihn ist es schwieriger, er passt grade so auf die Liege:



Montag, 16 Mai 2011

Am Nachmittag soll unsere erste grosse Präsentation in der Universität starten. Normalerweise sollte man meinen, dass das einen Menschen, der schon eine Menge
Präsentationen hatte – vor wichtigen und weniger wichtigen oder total unwichtigen Menschen – das nicht weiter erschüttern kann. Die Ansage unserer Gastgeber über die Größe der zu erwartenden Hörerschaft, bereitete mir dann doch etwas mehr Unbehagen. 200+ Menschen, die Dan und mir zuhören wollen sind doch eine ungewöhnlich große Menge.

Morgens geht man die Slides noch mal durch und durch und durch…. Und es wird nicht besser. Dan und sein „California Way of Life“ nahmen das gelassener als ich. Mittags noch mal schnell duschen und rein in die besseren Klamotten. Trotz Hitze musste ich mir noch einen kurzen Spaziergang antun, zur Beruhigung. Tröstlich war, dass Dan dann zur Abholzeit auch etwas „unentspannter“ wirkte als gewöhnlich.

Die Fahrt zur Uni war dann auch eher ungewöhnlich – der Fahrer weigerte sich hartnäckig die 55 km/h Marke zu überschreiten, während wir links und rechts vom deutlich schnelleren Rest der Verkehrsteilnehmer überholt worden sind. Die anderen Fahrer versuchten mit ihren Signalhörnern mehr als einmal unseren Langsamkeitsfanatiker zu schnellerer Fahrweise zu animieren. Leider ohne Erfolg.

Irgendwann kamen wir an der Uni an und diesmal war deutlich mehr Bewegung auf dem Campus als bei unserem letzten Besuch. Wie es aussah hatten wir eine Zeit zwischen den Vorlesungen erwischt und jede Mengen Studenten waren unterwegs.
Unser Chauffeur setzte uns vor einem Gebäude ab und nach Umrundung ging es rein. Ich kann immer noch nicht glauben, dass die Uni erst 1995 gebaut sein soll – alles sieht deutlich älter aus für mich. 2 Treppen rauf, langer, Abbiegen…. alles ist still. Am Ende eines langen Ganges war links die offene Tür zum Hörsaal, unser Gastgeber Jack bat uns herein und sofort … tosender Applaus von allen anwesenden Studenten. Wow! So muss sich ein Rockstar fühlen, wenn er die Bühne betritt. Und es waren mindestens 200 Studenten, davon gut 75%+ Mädchen, anwesend.


Das haut einen echt um. Der „Head teacher“ Pau hielt noch eine Einführungsrede („professional managers“ … da hat er irgendwas falsch verstanden, glaube ich…) und dann konnten wir loslegen. Es wurde fleissig gehandyfotografiert, manche Studenten nahmen die ganze Session per Handyvideo auf. Nicht mal etwas annähernd ähnliches habe ich bisher erleben dürfen. Dan und ich brachten den dann doch eher trockenen Inhalt über deutsche und amerikanische Gehaltsstrukturen sowie Sozialleistungen ganz gut über die Bühne – jedenfalls waren unsere Gastgeber sehr zufrieden. Noch eine kurze Frage und Antwort Viertelstunde mit ziemlich toughen Fragen (zeigte uns, dass wir den Saal  nicht total eingeschläfert hatten) und dann war der offizielle Teil, den Dan und ich erledigen sollten vorbei. Dachten wir zumindest…



Dann hat die "Massen" im Griff!

Die Studenten der Uni hatten sich mal richtig ins Zeug gelegt und hatten für uns ein Kulturprogramm zusammengestellt, dass gut eine Stunde dauerte!
Man begann mit traditioneller chinesischer Kleidung – inkl. moderner Version eines Mao Anzugs.


Es ging weiter mit einer Darbietung aus der Pekinger Oper – und die Solistin war wie alle Darbeitenden nach ihr total nervös. Nach den ersten Takten gewann sie Sicherheit und ich habe herausgefunden, dass Peking Oper für westliche Ohren gewöhnungsbedürftig ist.

 
Anschliessend folgte eine Darbietung in chinesischer Kaligraphie – da hatte ich dann aber Angst, dass es die Jungs mit Herzattacke umschmeisst. Die Hände haben gezittert, dass hatte mein Opa nicht mal 90 Jahren. Es gab je eine Schriftrolle für Dan und mich, die wir stolz präsentierten und dabei vermutlich von jedem Anwesenden in irgendeiner Form auf irgendeinem Gerät abgelichtet wurden. Die Studis drängten sich jedenfalls zusammen, um alle ein Bild davon zu erhaschen.



Wir duften wieder wie bei ARD und ZDF in der ersten Reihe sitzen und bekamen einen Film eines berühmten chinesischen Filmemachers gezeigt, der die Schönheiten der Landschaften pries. Und schwupps…. Es gab einen Teller Dumplings und süssen Klebereis im Bananenblatt. Ich bin mir nicht sicher ob man enttäuscht oder freudig überrascht war – aber Dan und ich konnten nach den ersten 2 Wochen Training beide mit Stäbchen essen J. Kaum hatten wir von beidem probiert, der Film war um: jetzt kommt Tai Chi – chinesisches Schattenboxen. Ein Student führte vor und danach wurden die 2 Langnasen freundlich gebeten, doch mal mitzumachen. Uff! Ich war so was von froh, dass ich das in der Vorwoche am frühen Morgen im Park mit unserer abv „Babysitterin“ Lucy geübt hatte. Dan sträubte sich immer gegen Frühsport im Park, aber ich glaube an der Stelle hat er es bitter bereut.


Nach dieser, die Studenten durchaus erheiternden, Bewegungslegasthenie-Darbietung der westlichen Gäste stürmten 2 Mädels die Bühne und zu chinesischen HipHop und unter grosser Anfeuerung der anderen Studis boten sie eine eindrucksvolle Darbietung chinesischer Kampfkunst dar: Nun-Tschakos – diese „Ich hau dir mit dem 2 Klöppeln und einer Kette dazwischen auf die Fontanelle“ Waffen, von denen der gemeine, durchschnittliche Europäer (wie ich) nicht mal weiss, wie man das richtig schreibt.


Zur weiteren Erheiterung – unsere Präsi war wohl doch nicht soooooo uneinschläfernd wie wir dachten – wurden wir noch zum Sprachkurs gebeten. Der Start war harmlos und den Aufreissersatz „Du bist sehr hübsch“ auf chinesich hatte unser „Profihackspecht“ Duli  im Team uns allen Gott sei Dank schon vorher beigebracht, bis zum Schluss ein echter Zungenbrecher aufgerufen wurde und wir nochmals für einen Mordsspass bei der Zuhörerschaft sorgten.

Mit 2 weiteren Präsenten für jeden von uns – einem chinesischen Apfel in der Größe zwischen einem Baseball und einem Handball gelegen sowie einem chinesischen Glücksknoten – entliess man uns nach ein paar Gruppenfotos aus der Uni.

Dan und mir fehlten die Worte – die Studenten hatten sich eine irre Menge an Vorbereitung und Arbeit aufgehalst und eine Gastfreundschaft demonstriert die ihresgleichen sucht.
Das war wirklich eine, oder besser DIE „Once in a lifetime“-Erfahrung, die man wirklich nur einmal im Leben macht. Und ich glaube nicht, dass mir das noch mal passiert.
Immer wieder mal treffen wir hier auf Menschen, die Ausländer (oder besser Aliens – chinesich gesprochen „Laowei“) abgrundtief hassen und das deutlich zeigen. Aber diese 200 jungen Menschen waren so herzlich und so bemüht sich und Ihr Land zu präsentieren, einfach unglaublich!

Mit einem wahnsinnigen Hochgefühl haben Dan und ich uns zu einem Dinner in einem wirklich guten Restaurant abgesetzt. Nebenbei habe ich Dan dann auch gezwungen über seinen Schatten zu springen und was Unbekanntes zu bestellen.
Zu Entenblutsuppe, Schweineohren (Neeeeeee, nicht das Gebäckstückchen mit Schokolade dran, sondern echte Öhrchen!) oder ähnlichem habe ich nicht überreden können.
Wir haben uns am Ende auf „Trumpet She’ll Flesh“ geeinigt. Ein Schelm, wer was Unanständiges dabei denkt! Das gute Tier (es ist wohl eine Art Seeschnecke, besser konnten wir es noch nicht ermitteln) war dank massiven Wasabi Einsatzes (auch das erfuhren wir leider erst später) höllisch scharf!


Sollte jemand genaueres über das Tierchen wissen – bitte verratet es mir!