Donnerstag, 19. Mai 2011

Eine Massage und die "once in a lifetime experience"

Sonntag, 15 Mai 2011

Beschlossener Ruhetag. Wir haben nichts weiter gemacht ausser uns eine Massage zu gönnen.
Direkt gegenüber vom Motel in einem Hinterhof.... Auch das eine völlig neue Erfahrung.

65 Min Fuss&Rücken.....

Schön war es, entspannend war es.... ich bin 2x dabei eingeschlafen.....

Hier sieht man Dan bei der "Behandlung" und für ihn ist es schwieriger, er passt grade so auf die Liege:



Montag, 16 Mai 2011

Am Nachmittag soll unsere erste grosse Präsentation in der Universität starten. Normalerweise sollte man meinen, dass das einen Menschen, der schon eine Menge
Präsentationen hatte – vor wichtigen und weniger wichtigen oder total unwichtigen Menschen – das nicht weiter erschüttern kann. Die Ansage unserer Gastgeber über die Größe der zu erwartenden Hörerschaft, bereitete mir dann doch etwas mehr Unbehagen. 200+ Menschen, die Dan und mir zuhören wollen sind doch eine ungewöhnlich große Menge.

Morgens geht man die Slides noch mal durch und durch und durch…. Und es wird nicht besser. Dan und sein „California Way of Life“ nahmen das gelassener als ich. Mittags noch mal schnell duschen und rein in die besseren Klamotten. Trotz Hitze musste ich mir noch einen kurzen Spaziergang antun, zur Beruhigung. Tröstlich war, dass Dan dann zur Abholzeit auch etwas „unentspannter“ wirkte als gewöhnlich.

Die Fahrt zur Uni war dann auch eher ungewöhnlich – der Fahrer weigerte sich hartnäckig die 55 km/h Marke zu überschreiten, während wir links und rechts vom deutlich schnelleren Rest der Verkehrsteilnehmer überholt worden sind. Die anderen Fahrer versuchten mit ihren Signalhörnern mehr als einmal unseren Langsamkeitsfanatiker zu schnellerer Fahrweise zu animieren. Leider ohne Erfolg.

Irgendwann kamen wir an der Uni an und diesmal war deutlich mehr Bewegung auf dem Campus als bei unserem letzten Besuch. Wie es aussah hatten wir eine Zeit zwischen den Vorlesungen erwischt und jede Mengen Studenten waren unterwegs.
Unser Chauffeur setzte uns vor einem Gebäude ab und nach Umrundung ging es rein. Ich kann immer noch nicht glauben, dass die Uni erst 1995 gebaut sein soll – alles sieht deutlich älter aus für mich. 2 Treppen rauf, langer, Abbiegen…. alles ist still. Am Ende eines langen Ganges war links die offene Tür zum Hörsaal, unser Gastgeber Jack bat uns herein und sofort … tosender Applaus von allen anwesenden Studenten. Wow! So muss sich ein Rockstar fühlen, wenn er die Bühne betritt. Und es waren mindestens 200 Studenten, davon gut 75%+ Mädchen, anwesend.


Das haut einen echt um. Der „Head teacher“ Pau hielt noch eine Einführungsrede („professional managers“ … da hat er irgendwas falsch verstanden, glaube ich…) und dann konnten wir loslegen. Es wurde fleissig gehandyfotografiert, manche Studenten nahmen die ganze Session per Handyvideo auf. Nicht mal etwas annähernd ähnliches habe ich bisher erleben dürfen. Dan und ich brachten den dann doch eher trockenen Inhalt über deutsche und amerikanische Gehaltsstrukturen sowie Sozialleistungen ganz gut über die Bühne – jedenfalls waren unsere Gastgeber sehr zufrieden. Noch eine kurze Frage und Antwort Viertelstunde mit ziemlich toughen Fragen (zeigte uns, dass wir den Saal  nicht total eingeschläfert hatten) und dann war der offizielle Teil, den Dan und ich erledigen sollten vorbei. Dachten wir zumindest…



Dann hat die "Massen" im Griff!

Die Studenten der Uni hatten sich mal richtig ins Zeug gelegt und hatten für uns ein Kulturprogramm zusammengestellt, dass gut eine Stunde dauerte!
Man begann mit traditioneller chinesischer Kleidung – inkl. moderner Version eines Mao Anzugs.


Es ging weiter mit einer Darbietung aus der Pekinger Oper – und die Solistin war wie alle Darbeitenden nach ihr total nervös. Nach den ersten Takten gewann sie Sicherheit und ich habe herausgefunden, dass Peking Oper für westliche Ohren gewöhnungsbedürftig ist.

 
Anschliessend folgte eine Darbietung in chinesischer Kaligraphie – da hatte ich dann aber Angst, dass es die Jungs mit Herzattacke umschmeisst. Die Hände haben gezittert, dass hatte mein Opa nicht mal 90 Jahren. Es gab je eine Schriftrolle für Dan und mich, die wir stolz präsentierten und dabei vermutlich von jedem Anwesenden in irgendeiner Form auf irgendeinem Gerät abgelichtet wurden. Die Studis drängten sich jedenfalls zusammen, um alle ein Bild davon zu erhaschen.



Wir duften wieder wie bei ARD und ZDF in der ersten Reihe sitzen und bekamen einen Film eines berühmten chinesischen Filmemachers gezeigt, der die Schönheiten der Landschaften pries. Und schwupps…. Es gab einen Teller Dumplings und süssen Klebereis im Bananenblatt. Ich bin mir nicht sicher ob man enttäuscht oder freudig überrascht war – aber Dan und ich konnten nach den ersten 2 Wochen Training beide mit Stäbchen essen J. Kaum hatten wir von beidem probiert, der Film war um: jetzt kommt Tai Chi – chinesisches Schattenboxen. Ein Student führte vor und danach wurden die 2 Langnasen freundlich gebeten, doch mal mitzumachen. Uff! Ich war so was von froh, dass ich das in der Vorwoche am frühen Morgen im Park mit unserer abv „Babysitterin“ Lucy geübt hatte. Dan sträubte sich immer gegen Frühsport im Park, aber ich glaube an der Stelle hat er es bitter bereut.


Nach dieser, die Studenten durchaus erheiternden, Bewegungslegasthenie-Darbietung der westlichen Gäste stürmten 2 Mädels die Bühne und zu chinesischen HipHop und unter grosser Anfeuerung der anderen Studis boten sie eine eindrucksvolle Darbietung chinesischer Kampfkunst dar: Nun-Tschakos – diese „Ich hau dir mit dem 2 Klöppeln und einer Kette dazwischen auf die Fontanelle“ Waffen, von denen der gemeine, durchschnittliche Europäer (wie ich) nicht mal weiss, wie man das richtig schreibt.


Zur weiteren Erheiterung – unsere Präsi war wohl doch nicht soooooo uneinschläfernd wie wir dachten – wurden wir noch zum Sprachkurs gebeten. Der Start war harmlos und den Aufreissersatz „Du bist sehr hübsch“ auf chinesich hatte unser „Profihackspecht“ Duli  im Team uns allen Gott sei Dank schon vorher beigebracht, bis zum Schluss ein echter Zungenbrecher aufgerufen wurde und wir nochmals für einen Mordsspass bei der Zuhörerschaft sorgten.

Mit 2 weiteren Präsenten für jeden von uns – einem chinesischen Apfel in der Größe zwischen einem Baseball und einem Handball gelegen sowie einem chinesischen Glücksknoten – entliess man uns nach ein paar Gruppenfotos aus der Uni.

Dan und mir fehlten die Worte – die Studenten hatten sich eine irre Menge an Vorbereitung und Arbeit aufgehalst und eine Gastfreundschaft demonstriert die ihresgleichen sucht.
Das war wirklich eine, oder besser DIE „Once in a lifetime“-Erfahrung, die man wirklich nur einmal im Leben macht. Und ich glaube nicht, dass mir das noch mal passiert.
Immer wieder mal treffen wir hier auf Menschen, die Ausländer (oder besser Aliens – chinesich gesprochen „Laowei“) abgrundtief hassen und das deutlich zeigen. Aber diese 200 jungen Menschen waren so herzlich und so bemüht sich und Ihr Land zu präsentieren, einfach unglaublich!

Mit einem wahnsinnigen Hochgefühl haben Dan und ich uns zu einem Dinner in einem wirklich guten Restaurant abgesetzt. Nebenbei habe ich Dan dann auch gezwungen über seinen Schatten zu springen und was Unbekanntes zu bestellen.
Zu Entenblutsuppe, Schweineohren (Neeeeeee, nicht das Gebäckstückchen mit Schokolade dran, sondern echte Öhrchen!) oder ähnlichem habe ich nicht überreden können.
Wir haben uns am Ende auf „Trumpet She’ll Flesh“ geeinigt. Ein Schelm, wer was Unanständiges dabei denkt! Das gute Tier (es ist wohl eine Art Seeschnecke, besser konnten wir es noch nicht ermitteln) war dank massiven Wasabi Einsatzes (auch das erfuhren wir leider erst später) höllisch scharf!


Sollte jemand genaueres über das Tierchen wissen – bitte verratet es mir!

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